WILLST DU DICH AM GANZEN ERQUICKEN, SO MUSST DU DAS GANZE IM KLEINSTEN ERBLICKEN

Wir finden, in diesem Satz von Goethe steckt wirklich viel Wahrheit. Ganz besonders trifft er im Zusammenhang mit dem Kauf unseres 1959 erbauten Siedlungshauses zusammen. Natürlich hat uns das feine Objekt auch im Ganzen ziemlich entzückt. Restlos überzeugt haben uns aber dann doch die Details. Schon längere Zeit haben wir beide ein gewisses Faible für Dinge der 50er und 60er Jahre. Wirklich verstehen tun das bestimmt nicht alle Leute, meistens gerade die nicht, die mit beispielsweise Möbeln aus dieser Ära aufgewachsen sind. Was soll’s, wir fühlen uns dennoch total wohl mit unseren Stücken! Gerade das Möbel- und Interiordesign dieser Zeit überzeugt uns vor allem aufgrund der Schlichtheit in der Ausführung, der tollen Materialien und der oft praktischen Funktionalität. All diese Punkte sprechen für eine absolute Zeitlosigkeit dieser Objekte, die nach diesen Jahren unserer Meinung nach eigentlich nie mehr erreicht wurde. Bestätigt wird das vor allem dadurch, dass es schon seit ein paar Jahren  ein absolutes Revival dieser Zeit im Design gibt. Wir finden das toll!

Ganz besonders wertvoll für uns beide ist aber natürlich immer das Original aus der Zeit. Genau solche gibt es ins unserem Häuschen einige. Schon beim Reingehen fielen uns zum Beispiel gleich die tollen Türbeschläge auf, die unberechtigterweise die 80er Jahre oft nicht überlebt haben.

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Die Wenigsten wissen allerdings, welche Erfolgsgeschichte dieser formschöne Türbeschlag hinter sich hat. Die Firma Grundmann, die 1862 in Wien gegründet wurde, hatte sich seit Beginn ihrer Geschichte auf die Erzeugung von Schlössern spezialisiert. 1957 entwarf Ernst Oskwarek diesen Türbeschlag, der Favorit 1000 genannt wurde, für die Gebrüder Grundmann. Er wurde zu einem echten Verkaufsschlager und entpuppte sich im Zuge dessen sogar als größter Verkaufserfolg der Firmengeschichte. Gerade im Siedlungsbau der 60er Jahre war das Modell in den Häusern Standard und steht gleichzeitig für einen unverfälschten Zeitgeist der Nachkriegsära. Manche werden uns für verrückt halten, doch für Patrick und mich sind diese Teile unbezahlbar, gerade auch deshalb, weil es Originale sind. Niemals würden wir sie ausmustern!

So ging es beim ersten Besichtigen dann auch weiter. Immer wieder fielen uns Dinge auf, die uns so ansprachen, dass wir uns sofort einig waren vieles zu erhalten!

So beispielsweise auch das wunderbare Stiegengeländer beim Aufgang in das Obergeschoss. Ich glaube, dass nicht nur das Patrick letztendlich überzeugt hat ein Haus mit 2 Geschossen zu kaufen, sondern auch die angenehme Breite und Luftigkeit des Stiegenhauses, die zu damaligen Zeiten wohl eher unüblich war. Eigentlich wollten wir ja beide lieber eingeschossig wohnen, doch er war dabei eindeutig der vehementere Verfechter. So ist es eben im Leben, denn oft kommt es anders als geplant.

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Tja, nun haben wir jedenfalls ein Häuschen mit mehreren Ebenen. Wir haben uns mittlerweile beide total darauf eingelassen, was uns natürlich in Anbetracht der gewissen Anmut, die das Haus samt Inhalt ausstrahlt, nicht sonderlich schwer gefallen ist.

Für einen Großteil dieses Flairs sind bestimmt die hübschen weißen Doppelkastenfenster aus Holz verantwortlich. Wir haben länger darüber nachgedacht und nach einigen Gesprächen mit fachkundigen Leuten letzten Endes entschieden auch diesen Schmuckstücken wieder neuen Glanz zu verleihen.

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Nebenbei bemerkt,  ist ein Aspekt an dieser ganzen „wir versuchen so viel wie möglich zu erhalten“- Sache auch nicht zu unterschätzen und uns auch wichtig, nämlich die ökologische Wiederverwertung von alten Dingen. Hinzu kommt, dass ich als Kunsthistoriker ohne Zweifel auch irgendwie eine besondere Verbindung zu solchen Objekten habe. In diese Kategorie fallen darüber hinaus auch die alten Holzdielen aus Fichte. Wie soll es anders sein, diese bleiben selbstverständlich drinnen. Patrick musste natürlich wieder einmal überzeugt werden, weil: Hund und Holz und natürlich keine komplett einheitliche Fläche und keine Fußbodenheizung und einfach unpraktisch und so weiter und sofort. Wurscht, der Boden bleibt. Und Patrick mag ihn auch schon sehr. : )

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Uns ist klar, dass das kein Boden aus besonderer französischer Eiche oder sonstigem exquisiten Material ist, uns spricht die ästhetisch-schlichte Verlegeart und die Optik generell einfach an. Und wir denken,  dass auch dieses urtypisch-österreichische Material zweifelsfreie Berechtigung hat, gerade auch deshalb, weil Regionalität für uns und auch prinzipiell heutzutage eine bedeutende Rolle spielt.

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Wir sind glücklich mit unserer Entscheidung. Auch, weil ja noch so einiges an Interieur in dem schmucken Siedlungshäuschen war. Manches haben wir uns davon behalten und ich freue mich schon jetzt darauf diese herrlichen Stücke später im neuen Heim zu „verwerten“. : )  Vor allem bin ich gespannt auf die Kombination mit unseren coolen Esszimmerstühlen, auf denen wir jetzt schon sitzen und die zufällig im selben Jahr wie unser Haus entstanden sind…das ist allerdings eine andere Geschichte.

 

 

2 Kommentare zu „WILLST DU DICH AM GANZEN ERQUICKEN, SO MUSST DU DAS GANZE IM KLEINSTEN ERBLICKEN

  1. Wir fühlen uns auch sehr zu Hause in dieser Zeit. Keine Zeitepoche hat ein dermaßen ausgewogenes Design wie die 50er und 60er Jahre. Gleichzeitig filigran und stabil. Heute wird alles komplett überdimensioniert. Ein schmuckes Häuschen habt ihr da gefunden, und schön zu sehen, dass es nicht komplett überrenoviert wurde. Trés, trés chic!

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